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Migration

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! 
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn 
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende 
Hat die furchtbare Nachricht 
Nur noch nicht empfangen. 
 
Was sind das für Zeiten, wo 
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist 
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt! ....

Das hat Bert Brecht 1939 im dänischen Exil geschrieben ("An die Nachgeborenen"). Für die meisten von uns hier in Österreich sind diese Zeiten vorbei, wir können den Luxus des Gesprächs über Bäume genießen und den kommenden Frühling voll Freude erwarten. Für die meisten. Doch nicht für alle. Gerade nicht für viele Asylsuchende, die nach Österreich gekommen sind, weil sie in ihrem Heimatland verfolgt wurden und die sich hier in Österreich Schutz und die Chance auf eine gutes Leben in Frieden und bescheidenem Wohlstand erhofft haben.

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Humanitäres Bleiberecht anwenden! Offener Brief der Kath. Frauenbewegung und Kath. Männerbewegung an Ministerin Fekter

Die Asyldebatte bewegt. Viele Menschen fragen sich: "In welchem Land leben wir?", wenn sie von Kindern im Gefängnis und der Abschiebung von Menschen hören, die oft fünf, sechs, ja sieben oder acht Jahr bestens integriert in Österreich gelebt haben. Heute war zu erfahren, dass Familie Komani aus Steyr zurückkehren darf und auch die Familie Zogaj gute Chancen hat wieder nach Österreich kommen zu dürfen. Gott sei Dank. Aber: Ist das alles so nötig? Was ist eigentlich mit all den anderen?

  Erika Kirchweger und Franz Gütlbauer

Diese für human denkende Menschen unverständlichen Tatsachen war der Anlass, dass Katholische Frauenbewegung OÖ und Katholische Männerbewegung OÖ am gemeinsamen Diözesantag am 16. Oktober in Wels einen offenen Brief an Bundesministerin Fekter als zuständige Ministerin formuliert haben, worin sie gebeten wird, "mehr Humanität im Umgang mit jenen Menschen walten zu lassen, die nach Österreich geflüchtet sind und hier Wurzeln geschlagen haben" und das humanitäre Bleiberecht wirklich auch anzuwenden. 668 Personen, darunter auch Bischof Ludwig Schwarz, haben diesen offenen Brief unterzeichnet. Diesen dokumentieren wir hier auf ThemaTisch.

Unterwegs mit den Kulturlotsinnen

Letzte Woche war ich mit einer Gruppe KAB-Frauen unterwegs mit den Kulturlotsinnen. Die beiden Kulturlotsinnen Bogdana Florescu und Songül Kücükkaya führten uns durch die interkulturelle Gegend rund um Bulgariplatz und Wiener Straße und gaben einen Einblick in ihr Leben als Linzerinnen mit migrantischem Hintergrund. Ausgehend vom Bulgariplatz kamen wir zu einem Elter-Kind-Zentrum, einem multikuturellen Kindergarten, standen vor einem Wettbüro, dem Soma-Markt und der Otto-Glöckl-Schule.
Manche Einblicke zeigten uns Teilnehmerinnen eine fremde Welt - z. B. die Wettbüros - andere ließen uns zustimmend nicken und schmunzeln, hat das Leben als Frau doch über alle Grenzen hinweg gleiche Facetten ...
Mein Resümee: Es ist schwierig, in einer fremden Stadt Fuß zu fassen. Beste Ausbildungen helfen nicht weiter und solange frau die Sprache nicht kann, bleibt sie allein und isoliert und muss viel aushalten. Doch auch noch nach Jahren klebt das Etikett "Ausländerin" an ihr und macht das Leben nicht gerade einfacher. Wie wichtig es ist, in der Migrationsfrage genau hinzuschauen - mit Verständnis für die Situation und Achtung vor die Person - das nehme ich mir von diesem Rundgang mit in meinen Alltag.
 
 

Realistisch in der Analyse, optimistisch im Handeln

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Mit Erschrecken stelle ich fest, dass immer mehr Menschen in meiner Umgebung bedroht sind, abgeschoben zu werden. Die restriktiven Asyl- und AusländerInnengesetze, die ich als juristische Laiin sowieso nicht ganz durchblicke, wirken - wirken in grausamer Weise. Sie bewirken, dass Menschen, die oftmals viele Jahre in Österreich leben, plötzlich dieses Land verlassen sollen. Sie bewirken, dass Menschen, die hier leben über Jahre nicht legal arbeiten dürfen. Sie bewirken, dass ein Miteinander immer schwerer möglich ist. Das Schicksal von Arigona Zojaj und ihrer Familie ist nur die Spitze des Eisbergs, viele Menschen sind betroffen, vom Baby bis zum Greis.

Fakten, Fakten, Fakten: Soviel kriegen Asylsuchende wirklich

Ungewisse WegeWelche Leistungen erhalten Asylsuchende wirklich? Erschreckend wenig, ich wüsste nicht, wie ich von sowenig Geld leben könnte - es ist gerade mal nicht verhungern. Gutes Leben ist damit nicht möglich.

Um rechten Propagandasprüchen gegen "die Ausländer" oder "die Asylanten" entgegenwirken zu können, ist Faktenwissen immer gut. Die Arbeitskammer hat bezüglich der Lebensbedingungen von Asylsuchenden eine kompakte Information (PDF) zusammengestellt, die ich unbedingt weiterempfehlen möchte. Diese Information ergänzt auch sehr gut die Broschüre "Da mach ich nicht mit! Argumente gegen rechte Sprüche" von Land der Menschen.


Foto: Pangea

Da mach ich nicht mit! Argumente gegen rechte Sprüche. Eine Leseempfehlung von Land der Menschen

Wir kennen das - Eine typische Situation am Stammtisch, grauenhafte Sprüche - gegen die Ausländerinnen und Ausländer gehts wieder einmal. Und dann gehts frustriert nach Hause, weil wieder mal im richtigen Moment die passenden Gegenargumente und Kommunikationsstrategien nicht eingefallen sind. Abhilfe schafft das Büchlein "Da mach ich nicht mit! Argumente gegen rechte Sprüche", das Land der Menschen nun schon in zweiter Auflage herausgegeben hat. Marion Wisinger gibt darin nützliche Tipps für den Umgang mit solchen schwierigen Situationen und man_frau erfährt eine Menge an Fakten zum Thema MigrantInnen in Österreich. Obendrein ist das Büchlei superhübsch geworden, finde ich. Doch schaut selbst: Wer es lieber gleich in Händen hält - Bestellungen an [email protected]

Erfriert das Christkind in Wien?

Auch davon unabhängig wie man_frau die bildungspolitischen Wirkungen der am Montag erfolgten Räumung des von Studierenden besetzten Audimax sieht, hat dieses Thema auch eine enorme sozialpolitische Dimension. Obdachlose, für die offenbar in Wien zuwenig Schlafplätze zur Verfügung stehen mitten im eiskalten Winter, hatten die Gelegenheit genutzt und im warmen Audimax übernachtet und wie von den Studierenden, die die wohnungslosen Menschen mit Essen aus der Volxküche versorgten, berichtet wird konstruktiv in der Bewegung im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der Bewegung mitgearbeitet. Dass die problematische Situation dieser Menschen auch manche Probleme mit sich bringt, ist klar - aber: Die völlig überraschende Räumung des Hörsaal hatte zur Folge, dass die begonnenen Planungen für eine passende Unterbringung der Obdachlosen fast zunichte gemacht wurde, weil die Betroffenen nun in alle Winde zerstreut sind. Die Caritas konnte nun bekanntgebenen, dass die Stadt Wien für 40 Männer zusätzliche Schlafplätze finanziert, eine Lösung für Frauen lässt noch immer auf sich warten. "Auf Wiens Straßen darf niemand erfrieren, egal welcher Herkunft", erklärt Caritas-Generalsekretär Alexander Bodmann und erläutert, dass es sich bei den Obdachlosen aus dem Audimax größtenteils um Menschen aus osteuropäischen Ländern handelt - für die die Caritas schon seit geraumer Zeit eine Lösung eingefordert hat.

Die Cap Anamur und das europäische Grenzregime

Hans Christian Voigt hat recht: Dieses Video sollten möglichst viele Menschen sehen. Dankenswerterweise hat es Georg Schütz von http://wahltotal.at zur Verfügung gestellt. Inhaltlich geht es um die Situation der afrikanischen Flüchtlinge im Mittelmeer. Elias Bierdel berichtet in einem Vortrag in Wien über die europäische Migrationspolitik. Er, Kapitän Stephan Schmidt und der erste Offizier Vladimir Daschkewitsch wurden in Italien vor Gericht gestellt, weil sie mit der „Cap Anamour“ 2004 37 Menschen das Leben retteten. Sie wurden vom Vorwurf der Schlepperei freigesprochen. Zum Thema findet sich auch in der Furche ein interessanter Hintergrundbeitrag: Ein Mittelmeer voller Leichen.