Ich will bloggen! Wie geht das ....
Viel wird darüber diskutiert, manche denken daran, selbst ein Blog zu starten, andere reden davon, daß Bloggen längst out ist und Twitter und Social Communities diese Internettagebücher ersetzt haben. Gerade eben ist auch das World Blogging Forum in Wien über die Bühne gegangen, in Berlin gab vor einer Weile auch schon mal eine christliche BloggerInnentagung. Für mich ist Bloggen jedenfalls nicht out, geändert hat sich aber in den letzten Jahren die Kontextualisierung von Blogs: Viele BloggerInnen twittern auch, viele Blogs haben eigene Facebook-Pages oder kommunizieren neue Blogeinträge über ihr Facebook-Profil und erweitern so ihre LeserInnenschaft. Ein Blog ist so wie andere Social Media auch ein Teil des Medienmixes - und dabei ist es egal, ob das aus der Perspektive einer bloggenden Einzelperson gesehen wird oder aus aus der Perspektive einer Organisation oder Initiative, die ein Blog betreibt.
Foto: rcade
Hier möchte ich nun die Grundlagen des Bloggens darstellen, inhaltlich wie technisch. Das, weil ich sehr davon überzeugt bin, dass Bloggen gerade auch im kirchlichen Kontext Zukunft hat. Es geht für ChristInnen oft um Themen und Fragestellungen, wo eine Statusmeldung in Facebook oder 140 Zeichen auf Twitter einfach nicht ausreicht um darüber sinnvoll zu kommunzieren und mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Dafür gibt es dann (neben dem persönlichen Gespräch!) das Blog - verbunden mit dem Netzwerkeffekt, das das Bloggen auslösen kann, wenn es entsprechend netzwerkend betrieben wird. Und: Gerade wenn es um Glaube, Religion, Sinnfragen geht, kommunizieren Menschen eben lieber mit Menschen, die als solche sicht- und spürbar werden, als mit abstrakt anmutenden Institutionen. Da kann Bloggen ein Baustein sein auf dem Weg, Kirche wieder erlebbarer zu machen für Menschen, die ihr vielleicht auch fern stehen.
Was ist das überhaupt, ein Blog? Wikipedia dazu:
Ein Blog [blɔg] oder auch Web-Log [ˈwɛb.lɔg], engl. [ˈwɛblɒg], Wortkreuzung aus engl. World Wide Web und Log für Logbuch, ist ein auf einer Website geführtes und damit – meist öffentlich – einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Web-Logger, kurz Blogger, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert oder Gedanken niederschreibt.
Neben den umgekehrt chronologisch aufscheinenden Einträgen verfügt ein Blog typischerweise über eine Kommentarmöglichkeit (manchmal ganz offen, manchmal moderiert), eine Pingback-/Trackback-Funktion, die automatisch verlinkte andere Seiten benachrichtigt, sofern diese auch diese Funktion aktiviert haben, einen RSS-Feed, eine Blogroll mit Links zu anderen Blogs, die der/die BloggerIn interessant findet und oft auch eine Tagcloud, eine Wolke mit Stichworten, die zu den einzelnen beschlagworteten Beiträgen führen. Typisch für Blogs ist auch, dass viel verlinkt wird. Damit entsteht ein Netzwerk, der/die BloggerIn kommt ins Gespräch, wird Teil der Blogosphäre.
Wie wird da kommuniziert, im Blog?
Persönlich, authentisch und nochmal persönlich. Das heisst jetzt nicht, dass ein/e BloggerIn jedes Detail seines/ihres Privatlebens breittreten muß, aber Pressetexte oder andere sterile Textsorten gehören nicht in Blogs, sondern z.B. in den Newsbereich einer Webseite. Am ehesten ist ein Blogeintrag mit einem Kommentar in einer Zeitung vergleichbar, denn auch beim Bloggen ist die eigene Meinung gefragt. Theologisch passend finde ich es, sich dabei die viel zitierten Stichworte aus Gaudium et Spes "Freude und Hoffung, Trauer und Angst der Menschen von heute" in Erinnerung zu rufen. Das was einen selbst bewegt, das gehört in einem Blogeintrag.
Das Bilder und Videos die Sache auflockern ist klar und viele BloggerInnen binden auch andere Social Media via Widgets ein (z.B. eine Facebook-Like-Box oder den aktuellsten Tweet). Es gibt z.B. aber auch reine Fotoblogs.
Welche Arten von Blogs gibt es?
Es gibt solche Internettagebücher, die von Einzelpersonen betrieben werden. Da gibt es Leute, die bloggen zweimal am Tag, andere wiederrum einmal im Monat oder ganz unregelmässig. Oft schließen sich aber auch Blog-Interessierte zusammen und betreiben ein Gemeinschaftsblog, bei den einzelnen Beiträgen erscheint da ja sowieso der Name des/der Bloggerin auf. Betreiben Unternehmen Blogs, um einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen, spricht man/frau von Corporate Blogs.
Ja, und, wie tue ich da jetzt genau, damit ich zum Bloggen komme? Es gibt dafür mehrere Möglichkeiten:
1. Ein eigenes Blog betreiben
- Auf Webspace (bei fast jedem Internetprovider) kann man/frau (kostenlosen) OpenSource Blogsoftware wie bspw. Wordpress selbst installieren. Dabei ist zu beachten, dass es nicht beim Installieren bleiben darf, sondern solche Software regelmässige Sicherheitsupdates braucht, das Blog soll es ja länger geben. Für alle, die Lust auf Technik haben, eine feine Variante, weil sie auch über die größten Freiheiten in der Gestaltung verfügt. Für alle, die sich aber nicht regelmässig mit technischen Feinheiten abplagen mögen, aber nicht zu empfehlen. Aber natürlich gibt es auch Firmen, die diese Dienstleistung der technischen Betreuung anbieten.
- Einfacher geht es, wenn man/frau eine der vielen kostenlosen BloggerInnenplattformen nutzt, z.B. wordpress.com. Einfach anmelden, angeben, daß man/frau ein Blog will, eines der Designs aussuchen und ein paar Seitenelemente anpassen und schon gehts los. Einarbeitszeit würde ich bei Leuten mit normalen Computerkenntnissen und ein bisserl Lust aufs Entdecken sagen: maximal ein Nachmittag.
- Noch einfacher ist es, wenn man/frau irgendwo mitmacht, wo sowieso schon gebloggt wird. Das kann ein Gemeinschaftsblog sein zu einem Thema über das man/frau sowieso selbst schreiben will oder einfach auch das Zusammenreden mit FreundInnen, Bekannten oder KollegInnen. Wir hier bei ThemaTisch laden Blog-Interessierte ChristInnen ganz herzlich ein, hier mitzubloggen. Unterstützung jeglich notwendiger Art gibts da auch dazu.
Beispiele:
- Blogs aus Österreich werden hier in einer Google Docs Liste gerade gesammelt (also, wer schon eins hat: eintragen! ).
- Eine Auswahl von christlichen BloggerInnen aus Österreich findet sich in der Blogroll (rechts, runterscrollen) hier auf ThemaTisch im Blogbereich.
- Sendezeit, der Blog der Medienpastoral der Erzdiözese Freiburg, lädt gerade christliche BloggerInnen aus dem deutschsprachigen Raum ein, sich mittels eines BekennerInnenschreibens vorzustellen (ich hatte schon das Vergnügen).
2. Das Blog als Teil einer bestehenden Website
Viele Organisationen haben sowieso schon eine eigene Website und möchten diese durch ein persönlich gehaltenes Blog erweitern. Wie das technisch geht, lässt sich generell nicht sagen, denn es kommt einfach darauf an, welches Content Management System (Drupal, Joomla, Typo3, ...) eingesetzt wird. Da gilt es den/die WebmasterIn zu kontaktieren und ich würde mal annehmen, dass es dafür meist eine Lösung gibt. Sonst kann noch immer von einer bestehenden Website zum externen Blog (sh. Punkt 1) verlinkt werden.
Inhaltlich wichtig erscheint mir bei dieser Variante, sich darüber im Klaren zu werden, welche Inhalte künftig über die News-Bereich der Website kommuniziert werden und was Inhalte für das Blog sind. Auch personell muß der/die Website-UpdaterIn nicht unbedingt ident sein mit den BloggerInnen.
Beispiel: Weblog der Jugendkirche Wien
3. Die Website als Blog
Wer noch keine Website hat oder wer sowieso eine ganz alte Seite neu machen will, sollte auch darüber nachdenken, ob ein Blog nicht eine passende Variante ist, überhaupt die klassische Website zu ersetzen. In ganz großen Organisationen wird das wohl nicht der Fall sein, in kleineren ist das eine Überlegung wert. In ein Blog können statische Seiten integriert werden, die dann z.B. Grundinformationen über die Organisation (Anliegen, Team, Öffnungszeiten, ...) enthalten. Besonders interessant ist diese Variante dann, wenn auch andere Social Media genutzt werden, z.B. die Fotos sowieso auf Flickr landen, Termine über den Google Kalender übersichtlich dargestellt werden usw.
Beispiel: Lehrlingszentrum ZOOM Linz
So, ich hoffe, ich habe Lust aufs Bloggen gemacht. Ich selbst mache das seit mehr als zwei Jahren und erlebe immer wieder positive Überraschungen, was da an Feedback kommt. Noch ein ganz wichtiger Tipp für potentielle BloggerInnen: Andere Blogs lesen! Nur durchs "Zuhören" gewinnt man/frau einen wirklichen Eindruck von dieser wunderbaren Kommunikationsform.
Wer Diskussionsbeiträge oder Fragen hat beim Einstieg, kann sie gerne hier im Kommentarbereich anbringen.
Ist ja ein Blog ;-)