Organisationen und Kampagnen auf Facebook: Seiten, Gruppen oder normale Profile?
Ich mache derzeit bei meiner Aufgabe in der Katholischen Aktion und darüber hinaus die Erfahrung, dass viele überlegen für eine Organisation oder eine Kampagene "etwas" auf Facebook zu machen. Mehr als 2 Mio. UserInnen sprechen für sich.
Das Interesse an Facebook ist auch gut so: Gerade um mit Menschen, die nicht sowieso jeden Tag Kontakt mit der Kirche haben, in Kommunikation zu kommen, eignet sich Facebook sehr gut - dann wenn die MacherInnen auch wirklich Lust und Interesse haben aktiv mit InternetuserInnen zu interagieren. Dabei stellt sich schnell dann die Frage, ob eine Seite, Gruppe oder ein "normales" Profil angelegt werden soll.
Ein "normales" Profil, also die Anmeldung eigentlich als Person unter dem Namen einer Organisation oder Kampagne kann ich definitiv nicht empfehlen. Facebook sieht das in seinen Nutzungsbedingungen nicht vor und ich habe schon davon gehört, dass solche Profile von einem Tag auf den anderen gelöscht wurden.
Also bleibt die Frage: Seite oder Gruppe? Die Antwort: Es kommt darauf an.
Seiten (früher auch Fanseiten genannt) haben im Unterschied zu Gruppen den Vorteil, dass die Aktualisierung des Status der Seite direkt in den Live-Meldungen auf der Startseite der verbundenen NutzerInnen angezeigt. wird. Es ist also einfach sich mit seinen Inhalten in Erinnerung zu rufen und damit steigt - wenn der Inhalt interessant ist - die Wahrscheinlichkeit, dass UserInnen ihren Kontakten diese Fanseite auch vorschlagen und mehr Interaktion stattfindet in Form von Kommentaren zu Einträgen oder auch User-Einträögen auf der Pinwand. Zudem können Fanseiten mit Applikationen verbunden werden, z.B. um einen RSS-Feed eines Blogs oder den Twitterfeed einzubinden und es gibt eine Statistik-Funktion.
Facebook-Gruppen bieten diese einfache Aktualisierungsfunktion direkt in den Livestream der Kontakte nicht. Das bedeutet, dass jemand extra auf die Webseite der Gruppe gehen muss, um Neuigkeiten zu erfahren. Allerdings ist es möglich den Gruppen-Mitgliedern private Nachrichten zu schicken, was wiederrum bei den Seiten nicht möglich ist (dort können nur Aktualisierungen ausgeschickt werden, die aber nicht alle abrufen). Gruppen bieten zudem die Möglichkeit, sie geschlossen zu halten, d.h. als Vernetzungsmöglichkeit für eine abgegrenzte Gruppe. Mitgliedschaften gibt es dann nur gegen Genehmigung bzw. auf Einladung.
Sowohl bei Gruppen als auch Seiten können mehrere Personen mit Facebook-Profil diese administrieren und Veranstaltungen der Seite bzw. Gruppe können erstellt werden. Und natürlich können überall Freunde eingeladen werden - allerdings immer nur die eigenen Kontakte und niemand anderer. Um Inhalte zu verbreiten, muß also in beiden Fällen auf die viralen Möglichkeiten von Facebook - die Verbreitung im Schnellballeffekt - gesetzt werden, d.h. das FreundInnen wieder ihre FreundInnen einladen und diese ihre FreundInnen usw. oder jemand über die Aktualsierung des Facebook-Status über die neue Mitgliedschaft von jemand bei einer interessanten Gruppe oder Seite aufmerksam wird.
Wie Gruppen und Fanseiten erstellt werden, erklärt Annette Schwindt sehr anschaulich am Ende ihres Facebook-E-Books.
Ausgehend von diesen geschilderten Funktionalitäten empfehle ich:
Offene Facebook-Gruppen funktionieren ähnlich wie im Offline-Leben Unterschriftenlisten für eher kurzfristig angelegte Kampagnen, wo es darum geht möglichst viele UnterstützerInnen zu finden. Daneben sind sie als geschlossene Gruppen für die interne Koordination geeignet.
Für alle anderen Aktivitäten, längerfristige Kampagnen/Themen und vor allem Organisationen, die ja auch nicht nur ein paar Wochen bestehen, empfehle ich Seiten - vor allem deswegen, weil es bei Facebook ja um Interaktion geht und die Seiten-Funktionalitäten diese besser unterstützen.
Das um und auf ist aber, eine Fanseite oder auch eine Gruppe regelmässig zu betreuen: interessante News posten, vielleicht sogar Bilder oder Videos, auf Kommentare und Pinwandeinträge antworten - und offen sein für Anregungen und Ideen der UserInnen! Zuhören und Kommunizieren - und das in einer Weise, die authentisch ist! Das passt zur Kommunikationsgemeinschaft Kirche - oder?
[Update dieses ursprünglich schon mal auf ThemaTisch veröffentlichten Beitrags]