Und wieder mal die Linksammlung zum Thema Kirche und Social Media und über den Tellerrand hinaus, viel ist es diesmal geworden. Da ich nicht recht weiss, ob diese Form der Informationsweitergabe für Euch sinnvoll ist und brauchbar, ersuche ich hier jetzt mal explizit um Feedback, im Kommentarbereich oder, wenns dem auch entspricht, mit dem Facebook-Like-Button hier.
Kirche und Social Media
In den „Stimmen zur Zeit“ findet sich (online!) ein langer umfassender Beitrag von Jürgen Pelzer unter dem Titel "Gehet hin und bloggt!" Netzinkulturation im Zeitalter des Leitmediums Internet. Schwere Empfehlung und gerade auch für EinsteigerInnen ins Thema sehr gut lesbar als Überblicksartikel zum Thema!
„Die Fische schwimmen nicht dahin, wo der Fischer seine Netze auswirft, sondern der Fischer muss sein Netz dort auswerfen, wo die Fische schwimmen.“ Dieses tolle Zitat, dass veranschaulicht, warum ChristInnen in den bestehenden Online-Communities präsent sein sollen, stammt von Pfarrer Christian Hermes und wird im Beitrag Priester 2.0: Seelsorger, ab ins Netz von Christian Wode auf weckenblog verwendet. So sehr ich das alles dort unterschreiben kann, so sehr frage ich mich, warum das nur für Priester und nicht für auch für Laien gelten soll, vielleicht sogar noch mehr. Jedenfalls ist es das genaue Gegenteil vom 11. Gebot, dass ein amerikanischer Pfarrer erfunden hat: Du sollst nicht facebooken.
Jeder vierte Nutzer besucht das Netz aus spirituellen Gründen, schreibt die Zeit (via) im Beitrag Google als modernes Sprachrohr Gottes. Besonderes interessant finde ich die dort zitierte Aussage des protestantischen Theologen Bernd-Michael Haese, dass das plurale strukturierte Internet "der prädestinierte Ort" des interreligiösen Dialoges sei.
Die Caritas Berlin hat ein Beratungsangebot für Internetsüchtige, das berichtet Sendezeit.
Es geht um die Haltung bei Social Media, nicht um die schnelle Technik. Das meint auch Sascha Kriwoj im Blog massenpublik unter dem Titel Don’t call it Social Media.
Social Media ist keine technische Angelegenheit. Facebook ist nicht Social Media. Social Media ist eine Geisteshaltung. Darin geht es um Menschen. Um Mitarbeiter. Um Bedürfnisse. Um Gespräche. Um Fragen und Antworten. Um Kritik.
Was das konkret heissen kann, zeigt die Caritas Deutschland vor und werkelt fleissig und erfreulicherweise öffentlich an einer Gesamtstrategie für die deutsche Caritas. Lesenswert die Folien, genau wie überhaupt das ganze Blog dazu.
Veranstaltungshinweise
Vom 17.-18 März 2011 findet in Münster die Tagung „Kirche im Web 2.0“ statt, wie ich glaube, einer der interessantesten Termine zum Thema im deutschsprachigen Raum. Frischfischen lädt schon jetzt ein, Themenvorschläge zu machen.
Apropos Termine, das nächste Barcamp Kirche und Social Media findet von 6. bis 8. Mai 2011 in Frankfurt am Main statt.
... und sonst noch im Social Web
Viel wird über die Auswirkungen digitaler Kommunikation auf die Beziehungen diskutiert. Studien belegen, dass die vermeintlichen Gefahren geringer sind als vielfach in der Boulevard-Presse diskutiert. Klar ist aber, dass Online-Kontakte oft oberflächlich sind, „weiche Beziehungen“, die Beziehungen zu den allerengsten FreundInnen werden weiter so gelebt wie schon immer. Eine Studie der Uppsala University belegt nun, daß auch der lose Kontakt positive Effekte auf die Netzwerke hat. Das Internet macht auch nicht einsam, schreibt das christliche Medienmagazin PRO bezugnehmend auf eine Studie des ifo-Institutes. Im Gegenteil:
Die regelmäßige Internetnutzung führe auch dazu, dass Menschen sich häufiger ehrenamtlich und politisch engagieren, öfter ins Theater, in die Kneipe oder in Sportveranstaltungen gehen. Wößmann, Bauernschuster und Falck weisen zudem auf politische Initiativen hin, die sich seit mehr als einem Jahrzehnt überwiegend im Internet organisieren – man denke nur an den Protest gegen die Vorratsdatenspeicherung.
Interessant ist auch, dass Jugendliche immer kompetenter mit Social Media umgehen, sie werden verschwiegener im Netz, weiss die JIM-Studie des deutschen Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest und des SWR Medienforschung. Für religiöse Kommunikation wichtig ist eine Erkenntnis über die das Pro-Medienmagazin berichtet:
Jeder zehnte Nutzer von Online-Communities berichtet davon, dass er dort schon einmal von einer politisch oder religiös motivierten Gruppe angesprochen wurde. Das können etablierte Parteien oder rechtsextreme Gruppen sein, aber auch Großkirchen und islamische Glaubensgemeinschaften. Zwei Prozent berichten, von den Zeugen Jehovas kontaktiert worden zu sein, ein Prozent von Scientology oder islamistischen Gruppen.
Saysaysay schreibt über die 6 größten Herausforderung eines Social Media Strategen in großen Unternehmen. Wer statt „Unternehmen“ „Kirche“ liest, wird sich wohl wiederfinden.
Ähnliches gilt auch für dieses Video der Beratergruppe neuwaldegg:
Ich gehöre ja nicht gerade zu den InternetausdruckerInnen ;-) aber das habe ich mir ausgedruckt: Ein Handbuch zur Social Media Policy für Non-Profit-Unternehmen (PDF-Link), entdeckt via Sendezeit.
Einen ganz praktischen Tipp hat der Jugendleiter-Blog: Evaluation von Ferienfreizeiten via Google Docs. Eine Idee, die sich sicher auch in anderen Bereichen weiterdenken lässt.
Wer sich mal die Geschichte des Internets anschauen mag, findet im NewMarketingBlog einen schöne Infografik dazu.
„Liebe Leute, eine Facebook-Seite nur zu haben, ist nicht genug! Man muss auch was damit TUN!“ sagt Annette Schwindt und fasst ganz kompakt zusammen, dass eine Facebook-Seite eine Dialog-Plattform und kein Einweg-Werbekanal ist. Wer die Interaktion auf der eigenen Seite vermisst oder auch gerne mehr Fans hätte, sollte das mal lesen. Dabei aber nicht die eigenen FreundInnen nerven, das meint Kerstin Hoffmann.
Facebook hat den Administrationsbereich für Seiten verändert. Die Details erklärt facebookmarketing.de.
Auch auf facebookmarketing.de ist erklärt, wie bestehende Homepages für Facebook Sharing optimiert werden. Wen das jetzt völlig verwirrt, der/die gibt den Link seiner/ihrer WebmasterIn weiter.
David Röthler erklärt, wie man/frau alle seine Facebook-Inhalte downloaden kann.
Die Privatsphäre ist tot – lang lebe die Privatsphäre titelt ein Blogeintrag von Digital Affairs, wo es auch eine schöne Grafik von Mashable.com gibt, die die Privatsphäre-Änderungen bei Facebook auflistet. Bedenkenwert finde ich auch das Resümee:
Google und Facebook werden weiterhin unsere Daten sammeln, und ja, diese Daten werden auch weiterhin dazu verwendet werden, Profit zu machen. Uns aber aus diesem Grunde eine Zeit zurück zu wünschen, in der es viel schwieriger war, intime Details aus Versehen auch Fremden mitzuteilen, dafür aber auch nur ein Bruchteil der Kommunikationskanäle zur Verfügung zu stand, ist kurzsichtig.
Schlussendlich ist es eben so: wir verfügen durch das Social Web über Möglichkeiten des Austausches und der Veröffentlichung von Informationen, wie sie noch vor zehn Jahren unvorstellbar waren. Und so wie sich das Kommunikationsverhalten verändert hat, hat sich auch unsere Auffassung von privat und öffentlich verändert. Diese Entwicklung ist nicht wieder rückgängig zu machen, weder durch Boykottaufrufe diverser Dienste noch durch Verpixelungsanträge für Googles Street View.
Zum Thema Privatsphäre passt auch der Online-Fragebogen von Rat auf Draht zur Sicherheit des Facebook-Profils. Nicht nur für die Kids! Einen ganz umfassenden Facebook-Privatsphäre-Leitfaden gibt es übrigens bei Thomas Hutter.
Geschichten aus dem Internet, die man selber nicht erleben möchte – Das ist eine Comicreihe der Schweizerischen Kriminalprävention. Sehr fein gemacht und sicherlich auch für medienpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, durchaus auch Erwachsenen, gut einsetzbar, wenngleich manche Geschichten vielleicht ein bisserl übertrieben sind.
> Die Kirche 2.0 Links im Oktober
> Die Kirche 2.0 Links im September
> Die Kirche 2.0 Links im August
Foto: sparktography/Flickr
Wolfgang
andrea
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