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Offene Bibel - eine Bibelübersetzung als Web 2.0-Projekt (Gastbeitrag)

Die Offene Bibel arbeitet mit den Mitteln des Web 2.0 an einer neuen ökumenischen, wissenschaftlich fundierten Übersetzung unter einer freien Lizenz, bei der auch Menschen ohne hebräische/griechische Sprachkenntnisse mitübersetzen können. Durch zwei Fassungen ist diese Übersetzung sowohl genau am Urtext (mit Übersetzungsvarianten!), als auch gut verständlich. Die freie Lizenz gewährleistet, dass alle Menschen unsere Übersetzung weiterverwenden können, sei es als selbst produziertes Hörspiel, als Bibellese auf der eigenen Internetseite oder als Buch. Wir möchten die Bibel durch unsere Übersetzung für noch mehr Menschen zugänglich machen und es ermöglichen, dass jede Generation ihre eigene Bibelübersetzung erstellen kann, auch ohne die Ursprachen beherrschen zu müssen.

Offene Bibel

Als ich auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen 2009 auf dem Markt der Möglichkeiten einen katholischen Pastoralreferenten traf und wir über Glauben, Kirche und Linux (ich traf ihn am Stand des LUKi e.V.) sprachen, kamen wir auch auf das Thema Bibelsoftware. Wir beide nutzten Linux und fanden die Bibelprogramme durchaus brauchbar. Allerdings gibt es für kostenlose Bibelprogramme keine neueren Bibelübersetzungen, da das Copyright bei den Bibelwerken- und gesellschaften liegt. Aus diesem Gespräch entwickelte sich in den nächsten Tagen eine Idee und schließlich ein Projekt: Die Offene Bibel – eine moderne Bibelübersetzung unter einer freien Lizenz.

Die Offene Bibel hat zwei Fassungen

Die erste Fassung (Studienfassung) wird direkt aus dem hebräischen bzw. griechischen Urtext übersetzt und bietet durch ihre Übersetzungsvarianten dem interessierten Laien einen besseren Überblick als viele Bibelübersetzungen nebeneinander. Dadurch können auch Menschen ohne entsprechende Sprachkenntnisse so nah an die Urtexte der Bibel, wie nie zuvor. Durch Anmerkungen und Fußnoten bietet die Studienfassung gleichzeitig Theologinnen und Theologen einen schnellen Überblick über den Text, der teilweise sogar einzelne Wendungen des Urtextes erkennen lässt. Die zweite Fassung (Lesefassung) ist für alle gedacht, die eine moderne, wissenschaftlich fundierte, aber vor allem lesbare Bibelübersetzung haben möchten. Die Lesefassung basiert zu hundert Prozent auf der Studienfassung, sodass jede und jeder Interessierte an diesem Text mitwirken kann. Sie soll flüssig lesbar und einfach verständlich sein, sodass sie auch gut vorgelesen werden kann.

Arbeitsform

Da die Offene Bibel auf freiwillige Übersetzer zurückgreift, wird die Bibel nicht linear von vorne nach hinten oder buchweise übersetzt, sondern alle Freiwilligen stellen meist die Übersetzungen ein, die sie im Studium oder in der Gemeindepraxis sowieso schon erarbeitet haben. Durch unser Übersetzungswiki kann die eigene Arbeit schnell und unkompliziert eingetragen werden. Im Moment sind erst eine Hand voll biblische Bücher komplett in die Studienfassung übersetzt worden, alles in allem etwa 70 Kapitel sowie diverse Einzelverse und Teilkapitel. Durch ein ausgeklügeltes Qualitätsmanagement können Kapitel so lange verbessert werden, bis sie reif dazu sind in die Lesefassung übersetzt zu werden. Zum jetzigen Zeitpunkt arbeiten wir intensiv daran das Buch Jona und den Jakobusbrief auf diesen Status zu bringen.

Planung

Auf dem Kirchentag 2011 in Dresden werden wir einen eigenen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten haben und suchen dafür noch händeringend Sponsoren. In der nächsten Zeit soll es auch die Möglichkeit geben eine „eigene Fassung“ von einem Kapitel zu schreiben. In ferner Zukunft soll es auch einen Kommentar zu den einzelnen Kapiteln geben, der den Leserinnen und Lesern Hintergründe verdeutlicht und weitere Informationen bereit stellt. Vor ein paar Tagen haben wir eine Mail bekommen, dass die Offene Bibel für den Internet-Award der Evangelischen Kirche in Deutschland nominiert wurde. Ab heute dürfen Internetnutzer für ihren Wunschkandidaten abstimmen.

Der Autor

Wolfgang Loest studiert  evangelische Theologie auf Pfarramt in Münster,  ist Projektleiter der Offenen Bibel und Beauftragter für Datenverarbeitung beim Studierendenrat Evangelische Theologie (SETh). Er administriert  deshalb die Internetseite http://theologiestudierende.de. Wolfgang Loest interessiert sich für Communitymanagement und OpenContent und ist Mitglied des Linuxuser im Bereich der Kirchen e.V. (LUKi).

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Gast

Ich finde dieses Projekt gut und wichtig.Nur sollte man nicht vergessen manchmal einen ausgebildeten Theologen und einen Lektor zu bitten, einen Blick reinzuwerfen.Sonst riskiert man einen Buchstabensalat.
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andrea

Das ist bei diesem Projekt aber ja sowieso der Fall, denn es arbeiten ja TheologInnen mit. Griechisch und Hebräisch sind ja auch nicht gerade verbreitete Sprachen bei uns ;-) Gerade das kollaborative System online sorgt sicher für eine laufende Qualitätskontrolle. Der Vergleich der Wikipedia mit traditionell produzierten Enzyklopädien ist ja bekannt - ich denke selbiges lässt sich für die Offene Bibel sagen. Da sind ExpertInnen am Werk! Das ist ja auch der grosse Unterschied zu Volxbibel, wo Jugendliche sich in ihrer Sprache mit dem Bibeltext auseinandersetzen. Die Volxbibel verfolgt aber ja auch ein ganz anderes Ziel, will ja auch kein wissenschaftlich nutzbarer Text sein wie die Offene Bibel.
d

Wolfgang Loest

Bei uns arbeiten tatsächlich auch fertige Theologinnen und Theologen mit (es soll ja gerade nicht nur ein Studierendenprojekt sein), sogar ein promovierter Übersetzungswissenschaftler ist mit dabei. Die Lektoren haben wir auch schon an der Hand, jedoch macht das erst Sinn, wenn wir fertige Texte haben. Es ist im Moment noch sehr viel im Aufbau. Für die Lesefassung werden wir aber ganz besonders auf diese Dinge achten müssen. Falls dir/Ihnen ein Fehler/ Buchstabelnsalat auffällt, würden wir uns freuen von dir/Ihnen zu hören. Ob per Twitter, Facebook, im Forum oder direkt im Wiki ist egal.