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Zynische Interpretation der Ereignisse auf der Loveparade durch Eva Herman

Eigentlich sehe ich das wie Sascha Lobo: Ferndiagnosen, noch dazu von Nicht-Fachleuten, sind im Falle des kathastrophalen Ausgangs der Loveparade in Duisburg unangemessen. Das einzige, was ich wirklich sagen kann, ist, dass ich den Angehörigen der Getöteten mein Beileid ausspreche, den Verletzten gute Besserung wünsche und mir wünsche, dass Strategien entwickelt werden, dass Grossveranstaltungen nicht so tragisch enden.

Aber jetzt muss ich doch noch was was sagen:

Wenn die Autorin und ehemalige Fernsehmoderatorin Eva Herman die Loveparade als "Sodom und Gomorrha" bezeichnet, als "riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie", dann schwingt da mit, dass die Betroffenen selber schuld sind, wenn sie auf so eine Party gehen. Zitat:

Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!

Das ist eine ähhnliche Argumentation wie mit den Hurrican in New Orleans und den Bordellen oder dem Erdbeben in Haiti und dem Voodoo-Kult - Aussagen von Pfarrer Wagner, die von der Katholischen Kirche vehement zurückgewiesen wurden.

Weder Naturkatasthrophen noch von Menschen verursachte Kathastrophen können als "Strafe Gottes" oder "Rache Gottes" interpretiert werden. Das ist Theologie von vorgestern, die Gott-sei-Dank längst passé ist. Wieviel Verachtung für Betroffene schwingt da mit, wie sehr fehlt es Menschen, die so etwas schreiben, an Empathie? Was ist das für ein Gott?

Eva Herman mag über den allgemeinen Sittenverfall lamentierten, das ist ihre Meinung und in einer pluralen Gesellschaft muss auch so eine Position Platz haben in der Öffentlichkeit. Ich halte das ja für ein Ressentiment und Ausdruck davon, dass Eva Herman offenbar ihre Probleme mit vielfältigen kulturellen Ausdrucksformen hat. Wenn sie dieses Lamento über Drogenexzesse, Alkohol und Sex aber in den Zusammenhang mit den Toten der Loveparade stellt, dann ist das nur noch zynisch.

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mediaclinique: Loveparade: Eva Herman und Gott strafen die Sünder (Reihenfolge stimmt schon)
ZachSeinblog: Eva Herman über die Loveparade

TAZ: Gott straft die Sünder
evangelisch.de: Dossier

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[...] Zynische Interpretation der Ereignisse auf der Loveparade durch Eva Herman By andrea // Theologie // 0 Comments tweetmeme_url = 'http://andreame.at/content/zynische-interpretation-der-ereignisse-auf-der-loveparade-durch-eva-herman'; tweetmeme_source = 'andreame'; tweetmeme_service = 'ow.ly'; [Erstveröffentlichung auf Thematisch.at] [...]

Kath.net hat das in einem Kommentar von Wolfgang Polzer gut auf den Punkt gebracht. http://www.kath.net/detail.php?id=27522

In letzter Zeit lese ich hin und wieder die Beiträge diverser christlichen (katholischen) Webseiten zu dem aktuellen Tagesgeschehen in der Welt und bin einfach erschüttert. Auf der einen Seite diejenigen welche alles sehr locker sehen und sagen, Gott verzeiht jede Sünde, er liebt jeden von uns und auf der anderen Seite jene, welche überall gleich schreien: Das ist eine STRAFE Gottes für die böse böse Menschheit. Für all die Abtreibungen und Sünden, Bordellbesuche, Kindermissbräuche." Irgendwie scheint mir gleitet unsere Welt immer mehr in die Extreme ab, nichts wird mehr normal betrachtet, alles muss hypertoll und perfekt sein, ich gebe gerne zu das ich es nicht bin. Es gibt keinen Mittenweg mehr, nur richtig und falsch, nur schwarz und weiß, nur die Extreme. Das ist nicht der Sinn der Lehre von Jesus,...

Bei der Loveparade ist leider etwas passiert, eine sehr sehr traurige Sache, jedoch passieren solche Massenpaniken häufiger bei großen Menschenansammlungen und werden auch noch in Zukunft vorkommen. Dieses Phänomen der Panik und des Fluchtverhaltens jedes einzelnen in der Menge hat nichts mit dem TEUFEL oder GOTT zu tun, es ist einfach eine Schutzreaktion unseres Körpers die sich über Jahrtausende durch die Evolution entwickelt hat und das Überleben des Einzelnen sichern soll. Steht man einzeln z.B.: einem Feind gegenüber und bekommt Panik dann rettet einem das vielleicht das Leben. In der Masse jedoch kommt es dann zur Kettenreaktion und auch die Menschen um einen herum bekommen Panik und wollen flüchten. So möchten alle fliehen sobald einer damit anfängt, der Mensch ist ein Rudeltier und folgt dem Anführer, rennen alle los und wenn einer stolpert oder fällt dann rennen die anderen über ihn drüber. Ich glaube für solche Dinge kann man keine Strategie entwickeln oder Vorkehrungen treffen, eine Panik bricht einfach so aus und ist nicht vorhersehbar,...

Ich war selber ein paar Mal auf der Loveparade in Wien und habe dort gefeiert und Spaß gehabt. Von den vielen zugedröhnten drogenabhängigen und besoffenen Ravern habe ich jedoch nicht viel mitbekommen. Es war immer im Rahmen so wie bei anderen Veranstaltungen auch, nicht mehr Betrunkene oder Bekiffte und nicht weniger. Den höchsten Prozentsatz an besoffenen und zugekifften Menschen (vor allem Jugendlichen, teilweise unter 16 Jahren) finde ich eigentlich immer bei den Dorffesten und Bierzelten in der ländlichen Gegend. Das macht mich schon bedenklich,...

Abschließend möchte ich noch schreiben, dass ich es für eine große Frechheit halte, wie manche Menschen und Medien aus dieser traurigen Sache Profit schlagen wollen. Das ist mehr als makaber und eklig, aber anscheinend wird man sonst nicht mehr gehört in dieser Welt, außer durch Skandale. Das ist sehr schade und bringt die Menschen die davon betroffen sind noch mehr an den Abgrund und schürt den Hass. Eigentlich sollte hier von den Medien und "Stars" eine komplett andere Schiene gefahren werden, eine Berichterstattung den Betroffenen hilft bei der Verarbeitung der erlebten Ereignisse, und HIER SOLLTE auch die KIRCHE nicht inaktive bleiben. Ein anprangern der partygeilen Jugend (ohne Werte) und dann auch noch von Gottes Strafe zu reden ist wirklich nicht angebracht.

Lindemann

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Ich glaube, das sehen wir sehr ähnlich. Ich finde es gut und wichtig, dass die Kirchen hier konkrete Angebote der Seelsorge macht für die Betroffenen, es waren ja auch NotfallseelsorgerInnen vor Ort und ein ökumenischer Gottesdienst ist geplant - aber es wäre schon auch wünschenwert, dass Kirche sich stark macht für eine bessere Medienberichterstattung. Wie mag es wohl Angehörigen gehen, die Fotos von den Leichen in der Bildzeitung sehen müssen?

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