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Weblog von andreas

Hinaus ins Leben – Ein halbes Jahr Freiwilligkeit in Indien

Heute Abend war ich im Pfarrsaal Ottensheim bei einem Bildvortrag der jungen Ottensheimerin Theresa Baumgartner, die von Okotber 2008 bis März 2009 im Waisenhaus „Daddy’s Home“ in Andhra Pradesh, Indien, ein paar Monate ihres Lebens verbrachte. In diesem Haus, dem eine Schule angeschlossen ist, finden verstoßene Kinder oder Alte, Straßenkinder, HIV-Kranke und andere, die es in der indischen Gesellschaft schwer haben, Zuflucht und eine neue, sehr große Familie.

Viele Bilder und Textfolien, die Theresa’s Aufenthalt dokumentierten, haben mich tief berührt. Nicht, weil ich noch nie gesehen hatte, wie einfach, ärmlich und trotzdem freudig Menschen leben. Sondern deshalb, weil ich einige zwar nicht neue, aber dennoch vertiefende Erkenntnisse aus diesem Vortrag ziehen konnte:

In diesem Waisenhaus leben Hindus, Christen und Moslems problemlos zusammen. Es werden katholische Messen und ebenso hinduistische bzw. muslimische Feste gefeiert. Wenn ich an die Situation in Europa denke, wo Pseudo-ChristInnen gegen die drohende Gefahr, die von anderen Kulturen und Religionen ausgehe, hetzerische Kampagnen betreiben, dann denke ich mir: Von den einfachen und armen Menschen könnten wir lernen, denn für diese Menschen in Indien zählt nur eines: eine große Familie zu sein, in der jede und jeder seinen Teil dazu beiträgt, dass alles gut läuft.

Valentin und die Liebe...

Valentinstag(c) pixelio.de/wrw

Bischof Valentin, der am 14. Februar 269 sein Leben gelassen haben soll, ist der Namensgeber des „Valentins-Tages“. Angeblich ist er deswegen Patron der Liebenden, weil er Liebende entgegen kaiserlichen Verbotes getraut hat. Ein paar Konjunktive zu Beginn sollen nicht darüber hinweg täuschen, dass der Valentinstag heute zu einem „Tag der Liebe und der Liebenden“ geworden ist – im Indikativ.

Ich finde es eine schöne Bewandtnis, dass gerade ein Märtyrer Schutzherr aller Liebenden ist. Denn echte Liebe kennt keine Grenzen, nicht einmal die Grenze des irdischen Lebens, den menschlichen Tod.

Wenn jährlich am 14. Februar vielerorts ein „Fest der Liebe“ gefeiert wird, dann soll dieser Tag ins Bewusstsein rücken, dass allen Menschen dieser Erde und eben uns als Christinnen und Christen etwas geschenkt ist, das unüberbietbar ist: Die Liebe des mütterlichen und väterlichen Gottes, die sich nie und nimmer in die Schranken weisen lässt. Es ist uns zugesagt: „Die Liebe hört niemals auf“ (1 Kor 13,8). Das, was sich zwischen zwei Liebenden ereignet, ist ein Abbild des „Ja-Wortes“ Gottes, das er der Menschheit zugesagt hat und zusagt.

Das Leben lernt von mir!

Wenn PhilosophInnen, großteils erwachsen, Erfahrungen austauschen, dann kann es schon einmal vorkommen, dass der subsumierende Satz fällt: „Wir lernen vom Leben“. Neulich, bei einem adventlichen Morgenlob mit Jugendlichen, fiel beim anschließenden Frühstück der Satz: „Das Leben lernt von mir!“ Dieser Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen. In diesen Worten eines 17-jährigen steckt sehr viel. Ich finde ihn höchst genial. Diese Einstellung zeugt von Vitalität, Kreativität, Selbstbewusstsein und Intelligenz. Denn wer daran glaubt, der weiß, dass er/sie einzigartig ist. Das tut gut. Wer vom Leben lernt, ist weise. Wer aber sagt, „Das Leben lernt von mir“, der/die hat viel mehr begriffen. Vor allem, dass er/sie unvertretbar, gewollt und geliebt dem Leben eine Richtung gibt. Dieses Selbstverständnis vereinfacht und ermöglicht vieles. Ich bin diesem jungen Mann sehr dankbar, dass er mich an meine christliche Grundberufung erinnert hat: Auch (!) als Einzelner gebe ich dem Leben und der Welt eine Richtung. Das ist in erster Linie eine Zusage, aber dann auch eine Aufgabe: Gib dem / deinem Leben eine Richtung! Lebe! Jetzt!