Religionsfreiheit

"Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!" - Vom Minarettverbot und von falschen Argumenten

Christbaumkugel mit Halbmond"Das Christentum kann in arabischen Ländern auch nicht frei ausgeübt werden". Das ist ein bekanntes, wenn auch falsches Argument mancher gegen Minarette, Kopftücher und sonstige öffentlich sichtbare Symbole des Islam in Europa. Die Verfolgung von ChristInnen in anderen Ländern hält her als Argument für die Forderung nach Einschränkung der Religionsfreiheit im eigenen Land. Hintergrund ist Rassismus und Islamophobie sowie die Beschwörung einer europäischen, österreichischen, deutschen "Leitkultur" (was auch immer das sein mag) gegen die "Anderen". Obwohl der Islam genauso wie das Christentum eine sehr differenzierte Religion ist und es verschiedene Strömungen gibt, werden alle Musliminnen und Muslime als FundamentalistInnen diffamiert.

Dass das Argument, dass ChristInnen in arabischen Länder verfolgt werden und es darum bei uns keine öffentliche Präsenz des Islam geben soll, nach hinten los geht auch für ChristInnen in arabischen Ländern, macht Paul Hinder, Bischof von Arabien
, deutlich - in der Berliner "taz" findet sich ein interessanter Beitrag, verfasst vom ORF-Korrespondenten Karim El-Gawhary.

Nur wer für Minarette schreit, darf für das Kreuz in Schulklassen eintreten

Der von den Nazis ermordete evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer sagte schon 1938 "Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen!". Das ist mir heute wieder eingefallen - angesichts mancher Beiträge in der Facebook-Gruppe "Pro Kreuz in Schulklassen". Dort wird von manchen, sicher nicht allen, das Kreuz in öffentlichen Räumen mit einer österreichischen, europäischen "Leitkultur" argumentiert und es wird vor der "Islamisierung" Österreichs gewarnt, die vor allem dadurch zum Ausdruck kommen würde, dass es Minarette im öffentichem Raum gibt. Eine Antwort dazu: "drah di ham".

Ich meine, es geht fehl, wenn für das Kreuz in Schulklassen primär mit der Kultur argumentiert wird. Wir leben in einer pluralen Gesellschaft, in manchen Bereichen ist das Christentum schon lange nicht mehr Mainstream. Was als Orientierung in einer Gesellschaft der Vielfältigkeit gelten kann, ist das Grundrecht auf Religionsfreiheit - und diese kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass religiöse Symbole nicht nur Privatsache, sondern auch in öffentichen Räumen präsent sein können.

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