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Der Tag der Mütterideologie

Am Sonntag ist wieder Muttertag. Für mich ein ganz ambivalenter Tag. Ich habe selbst keine Kinder, also nur Bezug zu diesem Tag, dass ich jedenfalls meine Mutter anrufe, wenn es irgendwie geht, treffe und sie auch ein kleines Geschenk bekommt. Wenn es passt, wird sie von mir bekocht - das aber sowieso öfter im Jahr, dafür braucht es keinen Anlass, genausowenig wie bei vielen anderen Alltäglichkeiten und auch Nicht-Alltäglichkeiten in unserer Beziehung. 

Irgendwie geht es bei den unterschiedlichen Zugängen zum Muttertag, darum, ob es wirklich diesen Anlass braucht, danke zu sagen. Da meine ich, wie auch Sonja Riha in der Linzer Kirchenzeitung, dass der Tag zum Alibi verkommt, wenn da sonst nichts ist an Aufmerksamkeit. Aber genauso wie beim Valentinstag lassen sich da schon auch positive Anknüpfungen finden, vielleicht braucht es auch solche Tage, um gerade dann, wenn Mutter und Tochter wie in meinem Fall 100 km voneinander entfernt leben, die Beziehung wieder mal zu pflegen. Neue, reflektierte Formen wären aber dazu nötig, denn wie Wilma Steinbacher im gleichen Beitrag in der Linzer Kirchenzeitung anmerkt, verkommt der Muttertag immer mehr zum "Fest des Profits".

Zu diesen neuen Formen des Muttertags jenseits von Banalität, Alibi und Kommerzlogik werden wir aber nur kommen, wenn es gelingt, ein anderes Frauenbild, ein andere Mutterbild wirklich gesellschaftlich durchzusetzen. Der Muttertag war, obwohl ursprünglich in den USA entstanden, in der Zeit des Nationalsozialismus eng mit Ideologie der "Herrenrasse" verknüpft, Mütter mit vielen Kindern wurden als Heldinnen gefeiert, weil sie die "arische Rasse" reproduzierten: "Heilig soll uns sein jede Mutter deutschen Blutes". Darauf war die Funktion der Frau weitgehend reduziert, von Selbstbestimmung und Freiheit keine Rede.

Eine allzu unreflektierte Haltung zum Muttertag steht immer in der Gefahr, dort anzuknüpfen und alles, was an Befreiung der Frauen in den letzten Jahrzehnten passiert ist, zurückdrehen zu wollen. Das sollten wir bei allen Wünschen nach Gelegenheiten fürs Danke-Sagen immer mitdenken.

PS: Das was Lucia über die Blumen am Valentinstag geschrieben hat, gilt auch am Muttertag. Vielleicht sogar noch mehr, denn Blumen, die nicht FairTrade gehandelt wurden oder aus unserer Gegend kommen, tragen dazu bei, das gerade Frauen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. 

Foto: Xtream_i

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Hab den Artikel in der Kirchenzeitung auch gelesen und kann ebenfalls beiden Meinungen etwas abgewinnen. Ich bin in der Situation, dass ich keine (lebende) Mutter mehr habe. Deswegen ist dieser Tag für mich vor allem eine Gelgenheit, über das Rollenbild der Mutter nachzudenken. Ich stimme dem Statement zu, dass das, was an Frauenbefreiung in den letzten Jahrzehnten geschehen ist, nicht wieder zurückgedrängt werden darf. Gerade die Kirche sollte sich in diesen Belangen den Spiegel vorhalten lassen und endlich Ernst machen mit der Gleichheit von Mann und Frau, so wie sie von Gott gedacht ist.

In Österreich hat die Frauenbewegung unter Marianne Hainisch den Muttertag eingeführt, doch heute schämen sich viele Mutter zu sein.

Auf diese ganze Polit-Propaganda können wir verzichten, denn in einer katholischen Familie ist jeden Tag Muttertag und Vatertag.

Wenn Sie jetzt gezuckt haben, dann fließt auch in ihrem Kopf vielleicht noch zuviel Propaganda durch ihre Ganglien.

Bild von andrea

Das mit Marianne Hainisch weiss ich schon, ist ja eh überall nachzulesen. Wie so oft, gibt halt auch bei diesem Thema keine einfachen Antworten: Der Muttertag hat auch eine Entwicklungsgeschichte, die mit dem Rassenwahn des Nationalsozialismus verbunden ist. Auch wenns unangehm ist, sollten wir da hinschauen.

Ich bin stolz Mutter zu sein.

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